Meldung vom 03.03.2021 Gewerbliche Nutzung noch bis 2025. Bis dahin überplant die Gemeinde das Gebiet neu.
Nicht nur den Anwohnern ist in letzter Zeit eine höhere Frequentierung des Knorr-Geländes aufgefallen. Auch wenn eine Schaumstoffbearbeitung dort schon lange nicht mehr stattfindet, sind die Gebäude nicht ungenutzt. Mittlerweile dienen sie einem Versandhändler als Lager- und Logistikflächen. Ein Blick in die Geschichte hilft zu erklären, warum dies inmitten von Wohnbebauung möglich ist.
Spuren der Industriegemeinde
Dass Ebersdorf insbesondere in den 1960er Jahren eine große Industriegemeinde war, zeigt sich nicht nur an der Hauptstraße, die schnurgerade durch das Dorf führt. Auch innerorts zeugen größere Firmenbauten, die mittlerweile von Wohnbebauung umringt sind, von dieser Zeit. So auch das Gelände der Firma Knorr in Frohnlach. Einst fand dort die Bearbeitung von Schaumstoffen statt, die von den zahlreichen Polstermöbelfirmen dringend benötigt wurde. Mittlerweile werden die Gebäude als Lager genutzt. Nach wie vor ist dieses Areal größtenteils als Gewerbegebiet ausgewiesen.
Im Laufe der Jahrzehnte hat sich nicht nur die Gemeindestruktur, sondern auch die städtebauliche Planung gewandelt. Eine neue industrielle Nutzung inmitten eines Wohn- bzw. dann Mischgebietes würde heute wohl niemand mehr zulassen. Vorhandene Gewerbegebiete, die weiterhin noch als solche genutzt werden, haben Bestandsschutz.
Neuausrichtung mittels Vorkaufsrechtssatzung
Um im Falle eines Grundstücksverkaufs zumindest die Möglichkeit eines Zugriffs auf solche Gebiete zu haben, hat die Gemeinde Ebersdorf b.Coburg 2019 eine Satzung über die Begründung eines besonderen Vorkaufsrechts – kurz Vorkaufsrechtssatzung - erlassen. Sie bietet der Gemeinde die Chance, bei Verkauf von zum Beispiel größeren Gewerbegrundstücken, ein Vorkaufsrecht auszuüben und so – wie im Fall des Knorr-Geländes – langfristig eine Umwidmung des Areals zu erreichen.
Als nun der Verkauf des Geländes anstand, versuchte die Gemeinde eine weitere gewerbliche Nutzung durch die Ausübung ihres Vorkaufsrechts zu verhindern.
Allerdings müssen dabei bestehende Mietverträge übernommen werden. Somit bleibt das Gelände bis zum Jahr 2025 an einen Versandhandel vermietet, der die Gebäude als Lager- und Logistikzentrum nutzt. So lange hat die Gemeinde, nach rechtlicher Prüfung, keine Möglichkeit einzuwirken („Kauf bricht nicht Pacht“).
Planungen für 2025
Nach Ende dieses Mietvertrags soll dort aber keine gewerbliche Nutzung mehr stattfinden. Geplant sind der Abriss der Gebäude und eine Ausweisung als Wohngebiet. Denn auch hier gilt die Devise: „Innen vor außen“ - also neue Wohngebiete innerorts zu schaffen und die grüne Wiese zu schonen.
Auf die Entwässerung im Bereich der Kellergasse hat die derzeitige Vermietung keine Auswirkung, da keine baulichen Änderungen vorgenommen werden und sich somit keine Veränderung beim Oberflächenwasser ergibt. Das Firmengelände ist bereits jetzt weitestgehend versiegelt.
Wenn der Bereich als Wohnbaugebiet ausgewiesen wird, werden entsprechende Vorkehrungen, wie zum Beispiel der Bau eines Regenrückhaltebeckens, selbstverständlich in die Planungen mit einfließen. Auch die Entsiegelung zur Anlage von Gärten und Grünflächen bringt später etwas Entspannung bei der Einleitung des Oberflächenwassers.
Hierzu Bürgermeister Bernd Reisenweber:
„Es ist mir bewusst, dass die nächsten vier Jahre für alle Anwohner/innen belastend werden können. Nicht nur im Neubaugebiet, Am Weinberg, haben sich junge Familien insbesondere wegen der ländlichen Ruhe angesiedelt. Zudem ist die Verkehrssituation im Bereich Am Weinberg eh schon schwierig. Deshalb bin auch ich über die jetzige Situation nicht glücklich und auch meine Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderats haben sich eine andere Lösung gewünscht. Allerdings müssen wir uns alle bis 2025 den Tatsachen stellen und uns mit diesem Kompromiss arrangieren. Vom Mieter wurde mir zugesichert, dass in den Gebäuden keine Produktion stattfindet und der LKW-Verkehr zumindest auf die Zeit von 6.00 bis 22.00 Uhr begrenzt wird. Wir müssen die nächsten vier Jahre den anfallenden Verkehr tolerieren, aber auch akzeptieren, dass zumindest langfristig durch das Handeln der Gemeinde eine Lösung und Entspannung in Sicht ist. Bis dahin kann ich alle nur um Verständnis und Rücksichtnahme bitten.“
Hätte die Gemeinde nicht interveniert, wäre das Firmengelände der Firma Knorr wohl noch die nächsten Jahrzehnte gewerblich genutzt worden.
So kann ohne neue Flächenversieglung mittelfristig neuer Wohnraum im Innenbereich entstehen.
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